Clever & Smart

Zur Neuauflage von Clever & Smart bei Carlsen Comics

Als Jahrgang 1965 bin ich mit „Clever & Smart“ aufgewachsen. In Deutschland waren Comics in den 70ern Lichtjahre davon entfernt, als Kunstform wahrgenommen zu werden. Ein Lateinlehrer, der Asterix in den Unterricht brachte, durfte sich schon als Revoluzzer fühlen. Über „Clever & Smart“ (aka „Flip & Flap“) dagegen rümpften unsere Pädagogen und Altvorderen unisono die Nasen. „Heftchen“ (der Vorsatz „Schund“ war immer mitzudenken), so der despektierliche Oberbegriff für diese Art der Unterhaltung, galten als „geistlos“, „verrohend“ und gehörten zum standardisierten Argumentationsinventar all jener, die eine allgemeine „Amerikanisierung der abendländischen Kultur“ heraufziehen sahen. Dass „Mortadelo y Filémon“ eigentlich Spanier sind, wurde dabei einfach mal ignoriert. Umso flammender liebten wir die beiden Chaosagenten, die im Schnitt mindestens einmal pro Seite übelst unter die Räder kamen.

Als Klaus Schikowskis Idee einer Neuauflage im Carlsen-Verlag Gestalt annahm, wollte ich unbedingt mit an Bord sein. Die Frage, die sich uns nun stellte, war: Wie sollten wir mit der ursprünglichen deutschen Übersetzung umgehen, die teils kongenial war, heute bisweilen aber notgedrungen etwas antiquiert wirkt – und an vielen Stellen auch deutlich vom spanischen Original abweicht. Auch das war dem Zeitgeist geschuldet: Der erste Band datiert auf das Jahr 1958, und vieles, was zu diesem Zeitpunkt noch lustig gewesen sein mag, war bereits in den 70er- und 80er-Jahren nicht mehr zeitgemäß. Es ist nicht zuletzt den Überarbeitungen des Condor Verlags zu verdanken, dass „Clever & Smart“ in dieser Zeit zur Kultserie werden konnten.

bei der Arbeit
Foto: Steffen Haubner

Ein Generationen übergreifendes Projekt

Wir hatten nie vor, eine historisch-kritische Ausgabe von „Clever & Smart“ zu veröffentlichen. Über eine komplette Neuübersetzung wurde im Verlag nachgedacht, diese Idee wurde aber recht schnell verworfen. Wir gingen davon aus, dass viele Fans – wie ich auch – den Geist der „Clever & Smart“-Versionen der 70er- und 80er-Jahre auch in einer Neuausgabe wiederfinden möchten. Da der deutsche Text wie gesagt im Laufe der Jahre mehrere Überarbeitungen erfahren hat, standen wir dabei vor der Frage, welche Version wir denn nun verwenden sollten. Hinzu kam, dass die deutschen Ausgaben diverse Anspielungen enthalten, die heute kaum noch nachvollziehbar sind (zum Beispiel auf dem „Kremlflieger“ Mathias Rust).

Zugleich hatten und haben wir auch die Intention, jüngeren Generationen den Humor von „Clever & Smart“ nahzubringen. Und ja, das hat auch mit der Auflage zu tun, die hoffentlich so okay ist (mehr kann man in Zeiten von Netflix und Youtube für einen gedruckten Comic kaum mehr erwarten), dass wir die Neuauflage so lange wie möglich fortsetzen und auch einige bislang noch nicht in Deutschland erschienen Bände veröffentlichen zu können. Es hat aber auch mit unserer Liebe zu diesen Figuren zu tun, mit dem Erbe, das nicht zuletzt auch die deutschen Übertragungen für uns darstellen, und mit unserer eigenen Begeisterung, endlich wieder eine schön gedruckte „Clever & Smart“-Ausgabe in den Händen zu halten und neuen Lesern zugänglich machen zu können, statt nur auf vergilbte und zerlesene alte Hefte vom Flohmarkt angewiesen zu sein.

Das alles hat uns letztlich dazu geführt, die alten Übersetzungen zugrunde zu legen, mit dem Original zu vergleichen, um den Text dort, wo es uns sinnvoll schien, entsprechend anzugleichen, zu überarbeiten und (mit allem nötigen Respekt vor dem Ausgangsmaterial) zu modernisieren. Der wichtigste Gesichtspunkt dabei war (siehe oben) aber nicht irgendeine historische Wahrhaftigkeit (Wie sollte man die auch ermitteln?), sondern der Wunsch, dass auch der zeitgenössische Leser Spaß an den neuen-alten Bänden haben soll, und jene, die schon lange Fans der Serie sind, gleichzeitig ein bisschen in Nostalgie schwelgen zu lassen. Denn das ist es doch, worum es sowohl bei „Clever & Smart“ als auch bei „Mortadelo und Filemón“ immer gegangen ist: Dem Leser ein Lächeln – vielleicht sogar hier und da ein lautes Lachen – zu entlocken und den grauen Alltag, der zu allen Zeiten schon genug bevölkert ist von Bedenkenträgern und Spaßbremsen aller Art, mit den irren Aktionen der beiden bekloppten Agenten damit ein kleines bisschen bunter und erträglicher zu machen.